Das goldene Au

Das Goldene Au Seite 21 Zwei Bäuerinnen, eine aus Tirol, die andere aus Partenkirchen, berichten unabhängig voneinander und zu unterschiedlichen Zeitpunkten von diesen Heerzügen. Beide befanden sich auf einer Wallfahrt nach Ettal. Diese spirituell angespannte Situation unterstützte sicherlich – ergänzt um die alten Erzählungen – die Erscheinungen. Der Kreuzzug findet auch Erwähnung in einer weiteren Sage, bei der zwei Brüder um das Erbe ihres Vaters kämpfen, der von einem Kreuzzug nicht mehr zu- rückgekehrt war. An diesen Kreuzzügen haben auch niedrige Adlige teilgenommen. Das könnte auch auf das In Oberau ansässige „niedere“ Adelsgeschlecht“ der Auer zugetroffen haben. Sagen mit kämpfenden Brüdern weisen darauf hin, dass ein Geschlecht durch einen Erbschaftsstreit ausgelöscht wurde. In Oberau ist im 13. und 14. Jahrhundert die Existenz des niederen Adelsgeschlechts („miles“) der Auer überliefert. Nachdem das Geschlecht danach nicht mehr in Urkunden und Aufzeichnungen er- scheint, muss davon ausgegangen werden, dass es im männlichen Zweig ausgestorben ist. 1984 wurde im Zuge der Renovierungsarbeiten in St. Georg ein Grab entdeckt, das die Gebeine eines Mannes, einer Frau und Kinderskelette enthielt. Der Schä- del des Mannes hatte in der Stirn ein großes Loch, das von einer Waffe stammen muss. Die Knochenfunde sind aufgrund einer Radiumcarbonuntersuchung um das Jahr 1300 datiert. Der Fund war vor allem deshalb bedeutend, weil die Grabstätte in unmittelbarer Nähe des früheren Altars lag. Nach dem Kirchenrecht durften Menschen grundsätzlich nicht in der Kirche beerdigt werden. Es gab allerdings Ausnahmen. Im großen Rahmen waren dies natürlich der Klerus und der hohe Adel, deren Angehörige ihre letzte Ruhe in den Kathedralen des Mittelalters fanden. Gehören die gefundenen Knochen zu Mitgliedern der Familie der kämpfenden Ritter? Ist einer der Ritter in St. Georg begraben? Wir wissen es nicht. Auf das ausgestorbene Adelsgeschlecht weist auch eine andere Sage hin: In Oberau wurden immer wieder drei weiße Frauen, eine davon mit einem großen Schlüsselbund zur Schatzkammer und einem riesigen Hund, gesehen. Sagen dieser Art, in denen von drei Frauen oder Fräulein die Rede ist, weisen in der Regel auf Burgen und Geschlechter hin, die im Mannesstamm erloschen sind. Inhaltlich ähnliche Sagen von weißen Frauen und dem Höllenhund finden wir z.B. in Berchtesgaden, aber auch in unmittelbarer Nähe im Zusammenhang mit der Burg Werdenfels. Videoclip ‚Sagen‘ Videoausschnitt ‚Alpgeister von Walter Steffen – Der Bruderkampf‘ Videoclip ‚Von schwarzen Strudeln und einem Höllenhund‘

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