Das goldene Au

Das Goldene Au Seite 15 Videoclip ‚Oberau wird Bahnstation‘ Oberau im Industriezeitalter Die Bahn kommt und die neue Ettalerstraße wird gebaut 1889 hatte die alte Kienbergstraße, über die 1880 noch der Verkehr zu den Passionsspielen abgewickelt wurde, ihre Rolle als Stück eines wichtigen Fernhandels- wegs schon längst ausgespielt. Eine neue Straße wurde gebaut. Nachdem zuerst eine Brücke von der Nordflanke des Kirchbichls über das Gießenbachtal in den Ettaler Sattel geplant war, entschied man sich doch für die heutige Trassenführung. Am 22. September 1889 war die Einweihung. Der Weg nach Westen war einfacher geworden. Im gleichen Jahr am 24. Juli 1889 wurde die Bahnlinie Murnau-Garmisch eingeweiht. Bis dahin war die Bahn bloß bis Murnau gegangen. Für die Passionsspiele 1890 war man somit gerüstet. Die neue Bahnstrecke förderte auch das langsame Anwachsen des Fremdenverkehrs. Eine weitere Bahnver- bindung von Oberammergau ins Graswangtal und durch das Gießenbachtal nach Oberau, für die bereits eine Genehmigung vorlag, wurde nicht realisiert. Der Ausbruch des 1. Weltkriegs verhinderte die Realisierung. Bis zum 24. Juli 1889 war die Fahrt von München bis nach Oberau oder ins Werdenfelsische sehr mühsam. Die Eisenbahn ging nämlich, wie schon erwähnt, nur bis Murnau. Dann musste man in eine Postkutsche umsteigen. Die nicht sehr bequeme und langsame Beförderung haben so manche Schriftsteller beschrie- ben. Lange hatte man sich bemüht, um eine Bahnverbindung zu bekommen. Die Gründe, die die Antragsteller vorbrachten, waren rein wirtschaftlicher Natur: beginnender Fremdenverkehr und Anzeichen einer ersten Industrialisierung. Man erhoffte sich einen ökonomischen Aufschwung im Oberland, das nicht mit Reichtümern gesegnet war. Jetzt war es endlich soweit: Die Staatsregierung erteilte eine Bau- und Betriebskonzession. Im Juli 1889 war das Ziel erreicht. Die Hoffnungen sollten sich erfüllen. In Oberau entstanden zwei größere Betriebe, die Lederpappenfabrik und das Sägewerk Poettinger. Aus dem Bauerndorf wurde ein Industrieort. Die Fahrt von unserem Ort bis München betrug jetzt „nur“ noch 3 Stunden und 45 Minuten. Als der festlich geschmückte Zug in den Bahnhof eingefahren war, wurde von einem Fahrgast ein Gedicht vorgetragen: Dem glücklichen Gelingen, dem Blühen und Gedeih´n, Der neuen Bahn lasst bringen mir dieses Glas voll Wein – Im Namen der Gemeinde, dem trauten Oberau – Hoch Bayern, Hoch den Bergen! Hoch unserer Fahne-weiß und blau Verkehr über die alte und neue Ettaler Bergstraße Postillon und Dampflokomotive; Nebeneinander von altem und neuem Verkehrsmittel in Oberau Bahnhofsgebäude Oberau, um 1900 Bahnhof Oberau; Stich von E.von Renazzi, 1890

RkJQdWJsaXNoZXIy Mzk0ODY=